Frank Dornseif - TEXTE  
   
   
       
         
   

 

Der Blick dahinter                             

Der Blick führt weg von der Projektion. Die von der Dreidimensionalität erzwungene Bewegung stellt die Projektion in Frage. Sie ist Verzerrungen, Verformungen unterworfen und der Weg führt vom Positiv zum Negativ und der Ausgangspunkt wird zur Zwischenstation. Es ist nicht mehr die Frage, wo alles angefangen hat. Das Konzept wird zur Plastik.                             

Jetzt gibt es kein Nachher, kein Vorher, kein Innen und Außen, kein Hinten und Vorne mehr. die Bewegung löst das in der Projektion behauptete Ordnungssystem auf. Die räumliche Dimension erzeugt Lebendigkeit und Bewegung, die Entwicklungen und Veränderungen und Richtungen möglich machen, welche im Abbild nur potentiell enthalten sind.                             

Die Plastiken sind keine Zeichnungen im Raum. Sie erfüllen die wichtigsten Bedingungen einer Plastik: sie sind räumlich, sie sind raumumgreifend und setzen den Betrachter in Bewegung, führen ihn zwingend von einem Punkt zum anderen um die Plastik herum, um jede für den Betrachter mögliche Ansicht als Teil der Plastik vorzuführen.                             

Die Projektion ist in der Bewegung außer sich geraten. Der Raum hat das Rundum erzwungen. Das Bild liegt in allen Richtungen bloß – es löst sich auf und findet wieder zu sich.                             

Der Weg führt  drum herum, beschleunigt, verlangsamt sich im Rhythmus der Biegungen bis die Wiederholung, das Wiedererkennen, den selbstgewählten Anfang anzeigen.                             

Doch es gibt keinen Blick dahinter, weil das Verborgene im Sichtbaren liegt. Ein Blick hinter das Gesicht ist ein Blick auf das Gesicht von hinten.

Judith Gries, London                               Aus: Frank Dornseif, Katalog „Köpfe“